Nach bestem Wissen und Gewissen          

 

Wenn man für Andere etwas erledigen soll, was man bei sich selber nie aus der Hand geben würde, ist man immer besonders vorsichtig mit den eigenen Entscheidungen. Man weiß, dass die eigene, sehr konkrete, Vorstellung keine Abweichungen erlaubt, weil es sich eben um einen privaten Bereich handelt. Zumindest das, was man selber als privat bezeichnet. Die Einrichtung gehört für mich dazu. Mich verblüffen dann Anfragen wie diese: „Ich bin nächste Woche im Urlaub, kannst du mich mit neuen Vorhängen überraschen, wenn ich dann wieder zurück bin? Du kennst dich da doch gut aus.“ Wenn ich dann zurückfrage, was die Person sich denn so vorstellt, kommt dann: „Mir egal. Etwas Praktisches sollte es sein. Den Rest entscheide du!“ 

 

Das ist original so geschehen! Die Person meinte dann noch, dass sie mir kurz vorm Abflug den Schlüssel vorbeibringen wolle. Gesagt, getan. Am Sonntag wurde mir der Schlüssel vorbei gebracht und als ich meine vorläufigen Gedanken noch loswerden wollte, hieß es nur: „Ich verpasse meinen Flug!“ 'Na toll!' dachte ich nur. Jedenfalls hatte sie mir, zusammen mit dem Schlüssel, eine Summe dagelassen, welche das Limit darstellen sollte, was ich für die Vorhänge ausgeben durfte. Ich kannte die Wohnung ja schon und hatte mir überlegt, Jalousien mit Lamellenschnitt zu bestellen. Die Wohnung war dezent und etwas nachlässig – aber nicht ohne Geschmack! – eingerichtet, eher modern als klassisch.

 

Ich brauchte also etwas Praktisches, dass dekorativ war, ohne aufdringlich zu wirken. Besagte Jalousien waren da genau richtig. Auf zusätzliches Dekor, wie bunte Farben oder aufgetragene Muster, konnte man hier verzichten. Das Material selber spricht, indem das Muster in die Lamellen eingefräst ist. Im geschlossenen Zustand ist davon nicht viel zu bemerken. Ist die Jalousie allerdings ein wenig geöffnet, fällt das Licht durch eben dieses Muster in den Raum. Das sieht stylisch aus und wirkt zugleich nicht aufdringlich.   

 

Als ich die Jalousien am bestellen war, fiel mir auf, dass das Geld sogar noch für einen Lamellenvorhang reichte. Ich dachte mir, dass mein Bekannter das Risiko eingegangen ist, mir die Sache zu überlassen und ich jetzt auch die Gelegenheit nutzen sollte. „Nach bestem Wissen und Gewissen.“, wie es so schön heißt. Das war der Punkt, wo ich meine Vorsicht fahren ließ, nachdem ich mir bei der Jalousie sicher war, den richtigen Ton getroffen zu haben. Kurz nach der Montage traf eine Postkarte aus Ibiza ein, mit der Hoffnung verbunden, sich auf die Heimkehr freuen zu können. 'Diese Hoffnung war nicht umsonst!' hoffte ich.

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